In Europa fallen jedes Jahr rund 120 Millionen Tonnen Bioabfälle an. Ein erheblicher Teil davon wird exportiert oder unzureichend verwertet – kurzfristig vermeintlich kostensparend, langfristig jedoch ein Verlust für Klima, Energiepotenzial und regionale Wirtschaft.
1. Das Problem: Wertvolle Ressourcen gehen verloren
- Bioabfälle enthalten neben Nährstoffen auch ein enormes Potenzial für erneuerbare Energie. Wenn sie exportiert oder verbrannt werden, gehen diese Ressourcen verloren.
- Trotz wachsender Infrastruktur für Biogas und Kompostierung bleiben grosse Mengen ungenutzt – in vielen Regionen fehlen Kapazitäten für die lokale Verarbeitung.
- Lange Transportwege verursachen zusätzliche Emissionen, und die Kontrolle von Umweltstandards bei Exporten ist nicht überall gewährleistet.
2. Die Ursache: Kapazitätslücken und ungenutztes Potenzial
Europa verfügt bereits über eine beachtliche Infrastruktur zur Bioabfallverwertung – doch das vorhandene Potenzial wird noch lange nicht ausgeschöpft:
- Biogasanlagen: In der EU sind über 19’000 Anlagen in Betrieb. Davon speisen jedoch nur rund 1’000 Anlagen Biomethan ins Gasnetz ein – obwohl Biomethan fossiles Erdgas nahezu 1:1 ersetzen könnte.
- Kompostierungs- und Vergärungsanlagen: Laut Schätzungen werden jährlich über 118 Millionen Tonnen Bioabfälle erzeugt, doch weniger als die Hälfte wird tatsächlich biologisch behandelt oder energetisch genutzt.
- Ungenutztes Potenzial: Studien des European Biogas Association (EBA) zeigen, dass insbesondere kommunale Bioabfälle, Wirtschaftsdünger und Agrarreststoffe deutlich stärker für Biogas und Biomethan genutzt werden könnten. Der grösste Teil dieser Stoffströme bleibt bislang unerschlossen – obwohl sie keine Konkurrenz zur Lebensmittelproduktion darstellen und ein massives Treibhausgas-Minderungspotenzial haben.
(Quelle: European Biogas Association 2024, EEA Report „Bio-waste in Europe“)
Das zeigt: Die Infrastruktur ist vorhanden, aber ungleich verteilt – und vielerorts nicht auf Biomethan ausgelegt. Zudem erschweren Fremdstoffe wie Plastik die hochwertige Nutzung.
3. Die Lösung: Regionale Kreisläufe stärken und Bioenergie als Ziel
Bioabfälle sollten dort bleiben, wo sie entstehen – und sowohl stofflich als auch energetisch verwertet werden.
- Kompostierung als Weg zur Bioenergie
Das Ziel ist nicht Kompostierung statt Energie, sondern mit Kompostierung auch Bioenergie zu erzeugen – insbesondere in Form von Biogas und Biomethan.
- Vergärung / Biogasanlagen & Biomethananlagen
Bioabfälle werden in Biogasanlagen vergoren; das entstehende Biogas kann zu Biomethan aufbereitet und ins Gasnetz eingespeist werden. Biomethan ersetzt fossiles Gas und kann flexibel für Strom, Wärme oder Mobilität genutzt werden.
- Regionale Kreisläufe & lokale Nutzung
Kurze Transportwege senken Emissionen, lokale Verarbeitung sichert Qualitätskontrolle und Energieresilienz, schafft Arbeitsplätze und stärkt die regionale Wirtschaft.
- Flexibilitäts- und Ergänzungspotenzial im Energiesystem
Biomethan ist speicherbar und flexibel einsetzbar. Es ergänzt Solar- und Windenergie, wenn diese nicht genügend liefern – und stärkt damit die Versorgungssicherheit Europas.
4. Unser Appell
Bioabfälle bleiben dort, wo sie entstehen – und werden zum Motor einer nachhaltigen europäischen Energie- und Kreislaufwirtschaft.
Warum das wichtig ist:
- Resilienz gegenüber globalen Lieferketten und Energiepreisen
- Energiesicherheit durch lokale Produktion von Biogas/Biomethan als Ergänzung zu Solar und Wind
- Lokale Wertschöpfung durch Arbeitsplätze, regionale Wirtschaftskreisläufe, geringere Abhängigkeit
- Flexibilisierungspotenziale im Zusammenspiel erneuerbarer Energien: Biomethan stabilisiert das Netz, wenn Sonne und Wind schwächeln
